A “barbarian“ view of the Wall

Heute waren wir bei einem meiner persönlichen Highlights auf dieser Reise – eine Wanderung am Hadrians Wall.

Und zwar nicht irgendwo, sondern beim Abschnitt mit Sycamore Gap. Sagt euch nix? Kennt ihr aber ziemlich sicher. Könnt ihr euch an “Robin Hood – Prince of Thieves“ mit Kevin Costner und Morgan Freeman erinnern? Als die beiden in GB ankommen und ihre erste Begegnung mit dem widerlichen Guy of Gisborne haben? Das war genau bei Sycamore Gap. Die Tatsache, dass ich bald bei einer großartigen Filmkulisse aus einem von mir viel geliebten Film aus Teeniezeiten stehen werde, beeindruckte mich mehr als, dass der Hadrians Wall die Reste einer Befestigungsanlage aus dem 2. Jahrhundert sind. Auf Anordnung von Kaiser Hadrian wurde da eine 80 Meilen lange Mauer gebaut, die die Barbaren von den Römern trennen sollte.

Wir starteten am kostenpflichtigen Parkplatz Steel Rigg, nur 800m vom Twice Brewed Inn entfernt. Es war grade 9 Uhr und wir ganz alleine unterwegs. Gut gelaunt starteten wir auf die 6km kurze Runde. Der Nebel hingt noch in den Talsenken und es war wunderschön und herrlich still und friedlich.

Wir marschierten den Weg entlang – vorbei an Kühen, zum Glück hinter einer Mauer und freilaufenden Schafen, aber die stören uns ja nicht. Und dann erhaschten wir einen ersten Blick auf den berühmten Sycamore Gap Tree. Hach, ist das toll hier!

Wir kamen zum nächsten Gatter. Und dann fiel ich aus allen Wolken. Kühe. Direkt neben dem Weg. Keine Möglichkeit, da mit viel Abstand und unbemerkt drum herum zu kommen. Und nicht nur das. Inmitten der Kühe stand auch noch ein riesiger Bulle. Ich zögerte kurz. Vor Kühen und Wildschweinen hab ich, wenn ich Hunde dabei hab, wirklich wahnsinnig Respekt.

Und dann entschied ich mich, um die Weide herum zu laufen. Also ab in die Pampa und den Zaun entlang, in der Hoffnung, da irgendwie drum herum zu kommen. Das Gras war kniehoch und noch feucht von der Nacht. Und damit nicht genug, waren die Wiesen tief und morastig. Gut, dass meine Gummistiefel im Auto lagen. Meine Füße waren schnell klatschnass und bei jedem Schritt quatschte das Wasser in den Schuhen. Ich hasse das, wenn´s nicht so klappt, wie ich mir das vorstelle. Und ich hasse nasse Füße. Ich wurde langsam pissig. Wir mussten einen Bach überqueren. Teddy bockte und ich landete im Wasser. Waaaahhh! Und zurück zum Weg kamen wir so auch nicht mehr, weil da andere Weiden mit versperrten Gattern waren.

Schei.. drauf, dachte ich mir. Dann kraxeln wir eben direkt hinauf zum Wall. Zum Glück war´s nur ein kurzes Stück und nicht schwierig. Und dann standen wir das erste Mal bei DEM Baum.

So ganz genießen konnte ich’s noch nicht und wir gingen erstmal den Weg, den wir eigentlich retour kommen sollten in die andere Richtung. Man will ja nix versäumen; immerhin war der Umweg um die Weide quasi eine Abkürzung um knapp die Hälfte der Strecke.

Wir kamen an einem See vorbei und es war so traumhaft schön, dass meine schlechte Laune bald wieder verflogen war.

Nach einiger Zeit wechselten wir auf die andere Seite des Walls und gingen wieder zurück zu Sycamore Gap. Dort machte ich gefühlte Millionen Fotos, bevor ich mich losreißen konnte und wir langsam zurück Richtung Parkplatz gingen.

Gut, dass wir so früh los sind, denn am Rückweg trafen wir immer mehr Leute. Fast alle sprachen mich auf Chin und Teddy an und streichelten die beiden. Auch eine Deutsche trafe ich, die seit 10 Jahren in GB lebt, weil sie sich einen Schotten geangelt hat. Wir plauderten eine Zeit lang, dann wanderten wir weiter. Vorbei an den Überresten von Castle Nick, dann ziemlich steil bergab und dann waren wir wieder in Steel Rigg.

Gut 3 Stunden waren wir unterwegs. Ich freute mich tierisch, trockene Socken und Schuhe anziehen zu können. Und dann geht’s weiter nach Schottland!


(Daheim in Wien muss ich direkt den Film wieder mal rauskramen! 😀 )

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